Ein zweites Leben für Schulranzen

Der Schulstart ist für Kinder ein großes Ereignis – und für Eltern oft eine finanzielle Herausforderung. Besonders die Wahl des richtigen Schulranzens kann ins Geld gehen: Gute, ergonomische Modelle kosten schnell zwischen 250 und 400 Euro. Nicht jede Familie kann sich das leisten. Genau hier setzt die Ranzen-Tauschbörse in der Kasseler Markthalle an – eine Initiative von Tina Schäfer, die nicht nur sozial, sondern auch nachhaltig ist.

Den Anstoß für das Projekt gab eine Zeitungsmeldung über eine ähnliche Aktion in Süddeutschland. Die Idee, gut erhaltene Schulranzen weiterzugeben, um Familien zu entlasten und Ressourcen zu schonen, ließ Tina Schäfer nicht mehr los. Nach ersten Gesprächen war klar: Auch in Kassel gibt es dafür Bedarf. So organisierte sie die erste Tauschbörse – mit großem Erfolg.

Von einer Idee zur festen Institution

Mittlerweile ist die Aktion fester Bestandteil der Markthalle. Donnerstag zwischen 15 und 17 Uhr können gebrauchte Ranzen abgegeben oder gegen eine Spende mitgenommen werden. Tina Schäfer wird hierbei von der Markthallenleitung und vom Kiwanis Club Kassel Wilhelmshöhe tatkräftig unterstützt.

Tina Schäfer freut sich, wenn Kinder sich direkt in ihren neuen Schulranzen verlieben. Jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr können Familien in der Markthalle einen gebrauchten Ranzen aussuchen – wieviel sie dafür spenden möchten, bleibt jedem selbst überlassen.

Mehr als nur Ranzen

Das Angebot umfasst inzwischen mehr als Schulranzen. Auch Mäppchen, Schultüten und Sporttaschen finden hier ein neues Zuhause. Besonders schön ist es, wenn die Kinder ihren neuen Begleiter selbst aussuchen können. „Manche verlieben sich auf den ersten Blick in einen Ranzen“, erzählt Tina Schäfer. „Diese Begeisterung zu sehen, ist jedes Mal ein besonderer Moment.“

Ein fairer Kreislauf

Die Ranzenbörse funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Wer einen Ranzen spendet, erhält als Dankeschön 2 Markthallentaler im Wert von je 5 Euro, – Gutscheine, die in der Markthalle eingelöst werden können. Wer einen Ranzen mitnehmen möchte, kann selbst entscheiden, welcher Betrag gespendet wird. Die durchschnittliche Spende liegt bei rund 50 Euro. Mit dem gesammelten Geld werden unter anderem die Druckkosten für Plakate sowie die Markthallen-Taler finanziert. Da mehr Schulranzen abgegeben und anschließend an soziale Einrichtungen kostenlos weitergegeben werden als gegen eine Spende erworben, wird die finanzielle Differenz vom Kiwanis-Club Kassel-Wilhelmshöhe ausgeglichen. Viele Ranzen gehen aber auch direkt an soziale Einrichtungen und bedürftige Familien. So wurden 2024 auf diese Weise 150 Ranzen an soziale Einrichtungen wie die Kasseler Tafel, die Diakonie, AWO, der Allgemeine Sozialdienst des Jugendamtes und an das Stadtteilmanagment gespendet. Laut den Organisatoren der Aktion gibt es auch immer die Möglichkeit für weitere soziale Träger sich an der Aktion zu beteiligen, sollten sie aus ihrer Arbeit heraus die Möglichkeit für die Weitergabe von Schulranzen haben.

Warum nicht einfach online kaufen?

Viele Eltern suchen gebrauchte Schulranzen über eBay Kleinanzeigen oder ähnliche Plattformen. Doch dort ist die Auswahl begrenzt, und das Anprobieren entfällt. In der Markthalle hingegen können die Kinder die Ranzen direkt testen, anpassen und herausfinden, welcher am besten sitzt. Zudem geht es um mehr als nur ums Sparen: „Viele Menschen unterstützen das Projekt, weil ihnen Nachhaltigkeit und Gemeinschaft wichtig sind“, sagt Schäfer. „Warum etwas wegwerfen, wenn es noch jemandem Freude bereiten kann?“

Mit Herz und Engagement

Die Markthalle stellt den Stand für die Aktion kostenlos zur Verfügung. Wo früher eine Eisdiele war, stapeln sich heute bunte Schulranzen, die auf neue Besitzer warten. Tina Schäfer steckt viel Herzblut in die Tauschbörse: Sie organisiert die Abläufe, nimmt Spenden entgegen und berät Familien – alles ehrenamtlich. „Ich höre oft, wie dankbar die Eltern sind“, sagt sie. „Und wenn die Kinder strahlen, weiß ich, dass sich die Arbeit lohnt.“

Aus einer einfachen Idee ist eine wertvolle Hilfe für viele Familien geworden – und ein Zeichen dafür, dass Teilen und Tauschen nicht nur Geld spart, sondern auch verbindet.